FORSTMASCHINEN-PROFI, Ausgabe Juni 2024, Seite 88-89 | Das Interview führte Johanna Waid | www.forstfachverlag.de/forstmaschinen-profi

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Über die Herausforderungen der Forst-Spezialversicherungen

In der Mai-Ausgabe haben wir zum 40-jährigen Bestehen die Firmengeschichte des Versicherungsmaklers Hermann & Hensel aufgerollt. Zu erzählen gab es noch einiges mehr.

FORSTMASCHINEN-PROFI: Was war im Jahr 1984 die Herausforderung, eine auf Forstmaschinen zugeschnittene Versicherung anzubieten? Für Autos, Lkw und Traktoren gab es doch längst Produkte …

Dr. Martin Hemm: Das war ja die Zeit, als die Großmaschinen erst richtig relevant wurden. Unter anderem scheiterten die bisherigen Konzepte schlicht am Maschinenwert – der Finanzierungssumme beispielsweise für einen neuen Harvester. Franz Hermann hatte die richtige Idee zum richtigen Zeitpunkt.

Womit konnte Firmengründer Franz Hermann außerdem punkten?

Martin Hensel: Mit seinem Hintergrund aus der Forstwirtschaft kannte und verstand er die Risiken der Waldarbeit. Erst so konnte er ein für Forstunternehmen maßgeschneidertes Produkt entwickeln. Und dies war im Hinblick auf das völlig neue Risiko der Forstmaschinen wirklich innovativ.

Hermann & Hensel nähert sich der Marke von aktuell 4.000 versicherten Forstmaschinen. War dieses Wachstum annähernd linear oder gab es Ausreißer?

Dr. Martin Hemm: Einen gewissen Schub gab es bei uns tatsächlich durch die Dürre- und Käfer- Kalamitäten ungefähr ab dem Jahr 2020. Viele Unternehmer investierten in Neumaschinen, das bedeutete auch für uns ein Wachstum. Derzeit fragen wir uns schon, ob ein Plateau erreicht ist oder noch nicht. Der Mechanisierungsgrad in der deutschen Forstwirtschaft befindet sich aber definitiv noch auf einem Allzeithoch.

Welche aktuellen Entwicklungen beobachtet ihr bei den Forstunternehmen?

Dr. Martin Hemm: Auch in Deutschland sind verstärkt internationale Firmen in der Holzernte tätig: Das erhöht den Druck auf den Markt. Insgesamt findet eine kontinuierliche Entwicklung statt, und die Betriebe müssen sich auf die jeweiligen Bedingungen einstellen. Nach einigen Jahren mit viel Ernte durch Zwangsnutzungen gehen aktuell in vielen Teilen Deutschlands die Aufträge und Investitionen zurück. Auch die Aufarbeitungspreise fallen wieder.

Was sind die häufigsten Schadensfälle? Gab es hier Änderungen über die Jahre?

Alexander Stellberg: Seit rund drei Jahren treten Brandschäden verstärkt auf. Ende vergangenen Jahres waren auch einige Fälle von Vandalismus beziehungsweise Brandstiftung im Raum München dabei.

Habt ihr eine Vermutung, womit die häufigeren Brandschäden zusammenhängen?

Alexander Stellberg: Ein Grund kann die hohe Intensität bei der Aufarbeitung von Käferflächen sein. Da werden Maschinen und Material stärker belastet als beispielsweise bei Durchforstungen.

Erlaubt uns einen Blick ins Nähkästchen – welche Schadensfälle sind euch aus den vergangenen Jahren im Gedächtnis geblieben?

Alexander Stellberg: Es ist schon so: Bei aller Tragik hinter jedem Einzelfall muss man manchmal schmunzeln und fragt sich, wie das nur passieren konnte. Mehr als einmal sind Lkw mit einem Hackeraufbau unter einer Brücke steckengeblieben.

Dr. Martin Hemm: Besonders tragisch war die in einen Tagebausee gestürzte Maschine, deren Fahrer bei dem Unfall ums Leben kam. Technische Bergungen sind immer aufwendig, aber lösbar. Wenn Menschen zu Schaden kommen, ist das eine völlig andere Dimension.

Veronica König: Als kurios sind mir zwei Fälle mit Firmenfahrzeugen im Gedächtnis geblieben. Ein Harvester stieß mit dem eigenen Lieferwagen des Unternehmers zusammen. Ein Totalschaden war das Ergebnis eines wohl einmaligen Versehens: Der Pechvogel betankte den Innenraum seines Autos.

Habt ihr eine spezielle technische Entwicklung beobachtet, die Einfluss auf mögliche Maschinenschäden hat?

Alexander Stellberg: Generell sind die Maschinen schon zuverlässiger als, sagen wir, noch vor 15 Jahren. Es gab mal Überlegungen, Löschanlagen in Forstmaschinen zur Pflicht zu machen. Das ist aber vom Tisch. Letztlich richtet das Löschmittel auch Schaden an.

40 Jahre sind auf jeden Fall ein Grund zu feiern – welche Glückwünsche hat sich das aktuelle Team verdient?

Martin Hensel: Ich freue mich persönlich sehr, dass der von Franz Hermann und mir eingeführte Unternehmensethos bis heute gelebt wird. Darauf bin ich sehr stolz!

Was wünscht ihr euch, das ihr bis zum 50. Geburtstag im Jahr 2034 erreicht haben möchtet?

Dr. Martin Hemm: Wir möchten neue Versicherungsprodukte entwickeln, unser Geschäft auf weiteren europäischen Märkten etablieren und in erster Linie als echter Partner und Wissensträger für unsere Forstunternehmer da sein. Ein hochmotiviertes Team, die forstliche Expertise und – im Geiste unseres Firmengründers – den unbedingten Willen zur Innovation haben wir bereits. Also geben wir jetzt richtig Gas.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das komplette Interview finden Sie hier auch als PDF: Interview Teil 2

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